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27. November 2009 5 27 /11 /November /2009 11:39

Ich habe lange keinen neuen Beitrag für meinen Blog geschrieben. Aber jetzt juckt es mich doch wieder in den Fingern. Wie die Krise auf Staaten überspringen kann, hatten wir bisher am Beispiel Island kennengelernt. Auch Kalifornien hat unseren Erfahrungsschatz erweitert. Jetzt also Dubai.
"Die Angst vor einem Staatsbankrott des ehemaligen Boom-Emirats Dubai hat die Finanzmärkte schwer erschüttert; die staatliche Investmentgesellschaft Dubai World sitzt auf einem Schuldenberg von rund 60 Milliarden Dollar. Großanleger befürchten den größten Zahlungsausfall seit 2001, als Argentinien Staatsanleihen nicht mehr bedienen konnte," schreibt das Handelsblatt in seinem Online-Dienst.
Derweil setzt die Bundesregierung auf Steuersenkungen auf Pump. Die Wirtschaftsweisen laufen Sturm dagegen, weil sie die Gefahren dieses regierungsamtlichen Pokerspiels sehen.
Derweil steigt der Goldpreis munter weiter - ein Indikator für die weltweit wachsende Angst vor dem Währungscrash. Was passieren wird, wenn die erste deutsche Stadt tatsächlich zahlungsunfähig wird, mag man sich nicht ausmalen. Angesichts weiter sinkender Steuereinnahmen und steigender Soziallasten der Kommunen, ist der Fall jedoch in greifbarer Nähe. Keine Landesregierung wird dies jedoch zulassen können, weil die Zahlungsunfähigkeit einer Kommune tatsächlich "systemrelevant "wäre. Es würde u. a. das Ende der sog. Kommunalkredite bedeuten, weil Banken dann auch bei Städten und Gmeinden einen Risikozuschlag einrechnen müssten. Eine Lawine käme in gang.

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24. September 2009 4 24 /09 /September /2009 11:07
Die ZEIT hat vor zwei Monaten einen Wettbewerb "Politischer Essay" ausgeschrieben. Welche Wahl lässt uns die Krise? Das sollte das Thema sein.  Die von der ZEIT-Jury ausgewählten Beiträge sind unter www.zeit.de/leser-essay nachzulesen.



Welche Wahl lässt uns die Krise?

Von Hanspeter Knirsch

 

Nach der Krise ist vor der Krise. Sepp Herbergers Trainerweisheit scheint auch für den Verlauf des internationalen Krisenszenarios zuzutreffen. Erst die Immobilienkrise, dann die Bankenkrise in den USA, von der man am Anfang noch glaubte, sie sei ein amerikanisches Problem, das die Amerikaner gefälligst alleine zu lösen hätten. Dann die internationale Bankenkrise und die Krise der Realwirtschaft – und was kommt als Nächstes? Es ist naheliegend, an die Staaten und ihre Haushalte zu denken, die sich in einem nie gewesenen Umfang verschuldet haben, um mit diesem geliehenen Geld den Banken und Versicherungsunternehmen aus der Krise zu helfen. Folgt also demnächst die Staatenkrise? Die EU-Maastricht-Kriterien sind de facto außer Kraft gesetzt. Angesichts der ersten Anzeichen einer Erholung der Weltwirtschaft sind die kritischen Stimmen an der Beelzebub-Methode fast verstummt. Die künftige Handlungsfähigkeit des Staates? Im Wahlkampf kein Thema.

Wir erinnern uns – das seit Jahrzehnten andauernde Leistungsbilanzdefizit der USA und die unendliche Aufblähung der Kreditwirtschaft haben die Immobilienblase erzeugt, die vor zwei Jahren geplatzt ist und die Weltwirtschaft in einen Abwärtsstrudel gerissen hat. Mehr zu konsumieren als man an Werten schafft, hat auf Dauer noch nie funktioniert. Vor den Lohn haben die Götter den Schweiß gesetzt. Schon vor der Krise, als Peer Steinbrück noch von einem ausgeglichenen Bundeshaushalt 2010/2011 schwärmte, hatte die Staatsverschuldung ohne  die in Bundes- und Länderhaushalten nicht bilanzierten Pensionsverpflichtungen für Beamte die Marke von 1, 5 Billionen EUR überschritten. Eine Billion ist eine Eins mit zwölf Nullen. Prof. Meinhard Miegel hat bereits 2004 ausgerechnet, dass Bund, Länder und Kommunen 30 Jahre brauchen würden, um sich zu entschulden, wenn jeden Tag 500 Millionen Schulden getilgt würden. Das Gegenteil ist jedoch bis zur Krise und in der Krise passiert. Die öffentlichen Schulden wachsen weiter – und zwar schneller denn je und ohne die Schaffung neuer Werte. Nach der Krise ist vor der Krise. Städte und Gemeinden, die sich nicht unendlich verschulden dürfen, weil sie unter Staatsaufsicht stehen, werden die ersten sein, denen die Luft ausgeht. Von einem staatlichen Schutzschirm für notleidende Kommunen wird bereits geredet. Da soll der Blinde dem Lahmen aus der Patsche helfen.

Welche Wahl lässt uns die Krise? Eine Schuldenbremse ins Grundgesetz zu schreiben, ist ungefähr genauso unsinnig wie das Versprechen nach den Bundestagswahlen die Steuern zu senken oder Vollbeschäftigung bis zum Jahr 2020 zu schaffen. Die Politik lässt uns also am 27. September scheinbar keine große Wahl. Wahlenthaltung wäre gleichwohl die falsche Konsequenz, wenngleich legitim, erst recht legal – und so sollte es bleiben. Es gibt noch genügend Unterschiede zwischen den Volksparteien und ihren Kandidatinnen und Kandidaten, die eine Differenzierung rechtfertigen. Zur Wahl zu gehen ist eine notwendige aber keine hinreichende Antwort auf die Krise. Obama betont bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass nicht er die Krise überwinden könnte sondern nur das ganze amerikanische Volk. Und man glaubt es ihm. Auch weil seine Frau Michelle im Garten des Weißen Hauses Salat anpflanzt, also symbolträchtig Werte schafft. Ob die in der Wirtschaft Verantwortlichen verstanden haben, dass die Ära der unbegrenzten Kreditexpansion beendet ist, wird sich zeigen. Politik muss von den Bürgerinnen und Bürgern ermuntert werden, die Krise zum Anlass zu nehmen, dem Prinzip Nachhaltigkeit durchgehend Geltung zu verschaffen. Also keine neuen Polemiken gegen die Politik, sondern Einmischung.

Statt einer komplizierten und mit Ausnahmenregelungen versehenen Schuldenbremse gehört neben dem Demokratieprinzip, dem Sozialstaatsprinzip und dem Rechtsstaatsprinzip  das Nachhaltigkeitsprinzip als Staatszielbestimmung in das Grundgesetz. Daran ließe sich staatliches Handeln auf allen Ebenen und in allen Handlungsfeldern messen – in den meisten kommunalen Haushalten dank Umstellung auf kaufmännisches Rechnungswesen bereits heute realisierbar. Kommunale Bilanzen machen Vermögensverzehr, das Gegenteil von Nachhaltigkeit, unmittelbar sichtbar.   Was in der Umweltpolitik allmählich zumindest theoretisch zum Allgemeingut geworden ist, sollte sich für jedes öffentliche Handeln durchsetzen.

Welche Wahl lässt uns die Krise? Keine andere als die Rückkehr zum Prinzip der Nachhaltigkeit, das seit dem Beginn der industriellen Revolution in allen Bereichen und mit zunehmender Geschwindigkeit verlassen worden ist. Zugegeben, ein bisschen klingt das nach dem Luther zugeschrieben Apfelbäumchenzitat. Und wenn ich denn wüsste, dass morgen die Welt unterginge, so würde ich doch heute ein Apfelbäumchen pflanzen. Aber welche andere Wahl lässt uns die Krise?

 

13. 08. 2009

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20. September 2009 7 20 /09 /September /2009 13:46
Als ich vor einem Jahr die Jahreskonferenz der ICMA (International City and County Management Association) in Richmond, Virginia, besuchte hatte ich große Zweifel an der Erneuerungsfähigkeit Amerikas. Lehman Brothers war gerade in die Insolvenz gegangen und die Stimmung war schlecht. Jetzt, ein Jahr später, hat sich zumindest ein deutlicher Stimmungswandel vollzogen. Der Funken von Präsident Obamas "yes we can" ist auch auf Amerikas City Manager übergesprungen, obwohl die Krise in Amerika natürlich auch schlimme Auswirkungen auf die Kommunen hat. Meine Power Point Präsentation von einer großen Diskussionsveranstaltung des diesjährigen Kongresses in Montreal habe ich auch meiner Homepage www.knirsch-consult.com zum download bereit gestellt. Ein ausführlicher Kongressbericht folgt.
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3. September 2009 4 03 /09 /September /2009 13:42
Die Stadt Dortmund hat einen Tag nach den Kommunalwahlen ein Haushaltsloch von 100 Millionen Euro bekannt gegeben. Alle sind empört. Auch Dortmunds neuer Oberbürgermeister Ullrich Sierau, bisher schon als Beigeodneter Mitglied des Verwaltungsvorstands der Stadt Dortmund, ist überrascht. Das verwundert. Zum einen ist die weitere Verschlechterung der Haushaltslage nicht nur in Dortmund schon seit geraumer Zeit allgemein bekannt. Zum anderen fragt man sich, was denn da wohl in dem Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund so alles beraten wird. Die Entwicklung der Haushaltslage offensichlich nicht. Dass auch der Arnsberger Regierungspräsident Helmut Diegel in Empörung ausbricht, ist ebenfalls kein Zeichen dafür, dass die Kommunalaufsicht zeitnah von ihren gesetzlichen Informationsmöglichkeiten Gebrauch gemacht hat. So sicher wie das Amen in der Kirche werden in nächster Zeit andere Städte mit ähnlichen Hiobsnachrichten aufwarten. Vielleicht wartet man anderenorts noch bis zu den Bundestagswahlen am 27. September. Nur eines ist sicher. Die Stadtspitzen wissen es bereits heute - und wenn sie es nicht wüssten, wäre das noch ärgerlicher als die zur Schau getragene Überraschung in Dortmund.
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4. August 2009 2 04 /08 /August /2009 15:57
Nach der Finanzkrise drohe nun die Staatskrise. So wird der ehemalige Oberstadtdirektor von Hannover Jobst Fiedler in der Wirtschaftswoche vom 27. 07. 2009 zitiert. Unterlegt wird das mit der Darstellung der Schuldenlast insbesondere der Kommunen. Dass die Kommunen mit ihrer direkten Abhängigkeit von der Gewerbesteuer das dicke Ende erst nächstes Jahr richtig zu spüren bekommen werden, ist unter Experten unstreitig. Von den über 1,6 Billionen EUR Staatsschulden entfällt aber ein vergleichsweise geringer Anteil auf die Kommunen, nämlich nur ca. 7 %. Es entfallen auf den Bund 62% und auf auf die Länder 31%  der Staatsverschuldung. Woher sollen also Bund und Länder das Geld für einen kommunalen Schutzschirm nehmen? Löcher zu stopfen, indem man an anderer Stelle neue aufreisst, hat noch nie funktioniert, zumindest nicht auf Dauer.
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7. Juli 2009 2 07 /07 /Juli /2009 09:47
Yuan statt Dollar? So fragt die Financial Times Deutschland. Die Chinesen arbeiten hart daran, ihr Geld als internationale Abrechnungswährung zu etablieren. Ein neues Projekt soll die Internationalisierung des Yuan vorantreiben und so langfristig auf die Ablösung des Dollars als Reservewährung hinarbeiten. Beruhigend für die Amerikaner dürfte sein, dass China als größer Gläubiger der USA kein Interesse an einem Absturz des Dollars haben dürfte. Auch das exportabhängige Deutschland muss daran ein Interesse haben, weil ein schwacher Dollar Exporte verteuert.
China, Indien und Brasilien werden genannt, wenn es um die Neuverteilung der Globalisierungsmacht geht. Dieser Epochenwechsel dürfte mindestens so gravierend sein wie der Fall der Eisernen Vorhangs vor 20 Jahren.
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3. Juli 2009 5 03 /07 /Juli /2009 10:40

Arnold Schwarzenegger, Gouverneur von Kalifornien, hat denFinanznotstand für seinen Staat erklärt. Zum Beginn des neuen Finanzjahres konnte ein 24-Milliarden-Dollar-Loch im Haushalt nicht gestopft werden. Gegenmaßnahme: Unbezahlter Zwangsurlaub für über 200.000 Staatsangestellte. In Deutschland unvorstellbar. Noch.
(Vgl. auch mein Blog-Eintrag vom 03. 12. 2008)
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24. Juni 2009 3 24 /06 /Juni /2009 09:51
Auf rund 1.900.000.000.000 (1900 Milliarden) Euro schätzt die EU-Kommission die Kosten der Rettung angeschlagener Geldinstitute für die europäischen Steuerzahler - das wären 16,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in der EU. Quelle: Financial Times Deutschland

Der Transfer privater Schulden in öffentliche Haushalte zu Lasten künftiger Generationen hält unvermindert an. Geradezu zynisch mutet es an, diesen Vorgang als eine Renaissance des Staates zu bezeichnen.
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17. Juni 2009 3 17 /06 /Juni /2009 09:30
Ein neuer Hedge-Fonds wettet auf eine Hyperinflation in Europa. Die Kapitalanlagegesellschaft 36 South Investment Managers, auf Absolute Return-Produkte spezialisiert, sammelt Geld für einen neuen Hedgefonds, der es unter dem Namen "Excelsior" schaffen soll, den fünffachen Ertrag der durchschnittlichen Inflationsrate von fünf Ländern zu erbringen (Quelle: Handelsblatt Finance Today vom 17.06. 2009). Inflationsraten von mehr als 5 % klingen angesichts der derzeitigen Inflationsrate von 0 % unwahrscheinlich. Aber wer hätte schon vor einem Jahr mit einem Minus-Wachstum von  6 % gerechnet?
Jerry Haworth, Mitbegründer des Hedge Fonds ist überzeugt, dass es ein stark erhöhtes Risiko gäbe, dass die Inflation von jetzt an die Schwelle von fünf Prozent übersteigen würde. "Wir sind in jener Zwischenphase, in der die Samen der Inflation bereits gesät wurden, die ersten Sprösslinge, nämlich höhere Preise, noch nicht für alle sichtbar sind", sagt er. Seine Einschätzung stützt er auf das Rekord-Konjunktur-Programm der Obama-Administration sowie auf das umegrechnet 261 Milliarden Dollar schwere Konjunktur-Programm Japans.

Derweil überschlagen sich deutsche Politiker im Bundestagswahkampf mit Ankündigungen, die das Staatsdefizit noch weiter aufzublähen versprechen. Mr. Haworth und Kollegen werden sich die Hände reiben.
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20. Mai 2009 3 20 /05 /Mai /2009 10:01
Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband hat einen sog. Armutsatlas vorgestellt. So verdienstvoll es ist darauf hinzuweisen, dass es erhebliche Disparitäten gibt, so grotesk ist die zugrundeliegende Armutsdefinition. Als arm gilt, wer weniger als 60 % des statistisch ermittelten mittleren Einkommens verdient. Da kann eine Gesellschaft noch so reich sein und das Durchschnittseinkommen noch so hoch sein, Armut ist qua Definition ein fester Bestand des Gesamtsystems. Natürlich sind die Begriffe Arm und Reich relativ. Die Verteilung von Einkommen und Vermögen sagt etwas aus über das Maß an sozialer Gerechtigkeit in einer Gesellschaft. Ungeeignet sind die Begriffe jedoch als Grundlage staatlicher Sozialpolitik. Sie suggerieren nämlich, dass es primär um ein Problem der Verteilung geht. Primär geht es jeoch um die Schaffung von Werten und die Möglichkeiten der aktiven Teilnahme. Solange das Maß des durchschnittliche täglichen Fernsehkonsums einhergeht mit dem dem Maß an Konsum von Fertigpizzen und ähnl. hilft zur Lösung dieses Problems auch eine Erhöhung der Hartz IV-Sätze nichts. Genau dieses, nämlich die Forderung nach Erhöhung der Hartz IV-Sätze ist aber die Konsequenz des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands.
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