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24. Januar 2013 4 24 /01 /Januar /2013 12:44

Das Vollzugsdefizit bei der Bildung von Zielen und Kennzahlen in kommunalen Haushalten ist nach wie vor groß. Dabei heißt es klar und unmissverständlich in § 12 Gemeindehaushaltsverordnung NRW:

 

„Für die gemeindliche Aufgabenerfüllung sollen produktorientierte Ziele unter Berücksichtigung des einsetzbaren Ressourcenaufkommens und des voraussichtlichen Ressourcenverbrauchs festgelegt sowie Kennzahlen zur Zielerreichung bestimmt werden. Diese Ziele und Kennzahlen sollen zur Grundlage der Gestaltung der Planung, Steuerung und Erfolgskontrolle des jährlichen Haushalts gemacht werden.“

 

Dazu heißt es im Handbuch des nordrhein-westfälischen Innenministeriums zum sog. NKF-Kennzahlenset:

Kennzahlen dienen jedoch keinem Selbstzweck. Ihre Erhebung, Berechnung und Analyse ist mit Aufwand verbunden, der nur durch einen erkennbaren (Steuerungs-) Nutzen zu rechtfertigen ist. Dabei ist zu beachten, dass die Kennzahlen selbst noch keine Lösungen für eventuelle Haushaltsschwächen liefern und somit auch kein Allheilmittel darstellen. Sie liefern jedoch in komprimierter Form eine Beschreibung der haushaltswirtschaftlichen Lage der Kommune und geben Hinweise darauf, an welchen Stellschrauben im komplexen kommunalen Haushaltssystem ggf. nachjustiert werden kann. Die Ursachenanalyse und die Entwicklung von Gegenmaßnahmen zur Umsteuerung können also die vorangehende Kennzahlenanalyse zur Grundlage nehmen.“

 

Dazu gibt es jetzt hier einen Musterantrag für kommunale Ratsfraktionen. link

 

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15. Januar 2013 2 15 /01 /Januar /2013 13:51

Was haben das Desaster um den Bau des Berliner Flughafens mit dem Zustand der Kommunalfinanzen gemeinsam? In beiden Fällen wurde über Jahre von den dafür Verantwortlichen nicht genau genug hingesehen. Man könnte vielleicht auch sagen, weggesehen. Dass die Städte und Gemeinden zum Ende des Jahres 2012 bundesweit 48 Mrd. EUR Kassenkredite angehäuft haben (über die Hälfte davon in NRW), ohne dass irgendwo ein Regierungspräsident oder Landrat den Hut nehmen musste, ist mindesten genau so ärgerlich wie das selbstgerechte Verharren im Amt der in Berlin Verantwortlichen. Nochmal ganz langsam zum Mitschreiben: Kassenkredite dürfen nur zum Zweck der Liquiditätssicherung und nicht zur Finanzierung des laufenden Verwaltungsbetriebs aufgenommen werden. Sie dürfen auch nur aufgenommen werden, soweit dafür nicht andere Mittel zur Verfügung stehen. Ein Verstoß gegen diese gesetzlichen Regelungen ist rechtswidrig. Zuständig für die Rechtsaufsicht über die kreisangehören Gemeinden sind die Landräte und für die kreisfreien Städte die Regierungspräsidenten. Ziemlich einfach und klar eigentlich.

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5. Dezember 2012 3 05 /12 /Dezember /2012 10:27

Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerpräsidentin des Saarlands, hat ein Rede-Honorarverbot für Politiker gefordert. Öffentliches Erklären von Politik sei schließlich ein wesentlicher Bestandteil des Mandats und damit keine Nebentätigkeit.  Politiker könnten als Abgeordneter selbstverständlich ihren Handwerksbetrieb oder ihre Kanzlei weiterführen, aber sie sollten sich nicht für Abgeordnetentätigkeiten doppelt bezahlen lassen. Das ist eine kluge Äußerung. Frau Kamp-Karrenbauer bedient nicht das Neid-Thema oder allgemeine Vorurteile gegen Politiker. Sie spricht etwas aus, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Wahrscheinlich hat es deswegen auch keine erkennbare Resonanz auf ihren Vorschlag gegeben. Schade. Es wäre eine schöne Gelegenheit, mal wieder etwas grundsätzlicher über den Zustand unserer Politik und unserer Gesellschaft zu reden.

Kramp-Karrenbauers Idee müsste ja nicht gleich in ein gesetzliches Verbot münden. Wie wäre es aber mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung für Mandatsträger? Da könnten gleich noch ein paar andere Punkte z. B. über die Umgangsformen in der Politik mit hineingepackt werden.

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23. November 2012 5 23 /11 /November /2012 10:02

Zu einem spannenden Workshop trafen sich am 22. November in Frankfurt  ca. 50 Akteure kommunaler Bürgerhaushalte, um sich mit dem Thema der Evaluation von Bürgerhaushalten zu befassen. Eingeladen hatte die Bundeszentrale für politische Bildung und die "Servicestelle Kommunen in der einen Welt", die auch die Interplattform www.buergerhaushalt.org betreiben.  Moderiert wurde die Veranstaltung von Oliver Märker und Michele Ruesch (auf dem Foto mit mir) von der Beratungsfirma zebralog www.zebralog.de. Natürlich hängt die Beurteilung des Erfolgs oder Misserfolgs von Bürgerhaushaltsverfahren von den Zielen und definierten Erfolgskriterein ab.

 

Hanspeter Knirsch - 2Daran mangelt es aber schon in den meisten Fällen. Selten werden Ziele des Verfahrens am Anfang explizit genannt und diskutiert.

Deutlich wurde auch, dass der Dilalog mit den kommunalpolitisch verantwortlichen Politikern bislang vernachlässigt wird. Viele Kommunalpolitiker stehen Bügerhaushaltsverfahren skeptisch bis ablehnend gegenüber. Vor allem die mangelnde Repräsentativität wird immer wieder als Argument benutzt. Für die repräsentaive politische Willensbildung sollte man Bürgerhaushalte allerdings erst gar nicht benutzen wollen. Dafür sind in unserer Demokratie die gewählten Volksverteter zuständig.

Bürgerhaushaltsverfahren können aber ein sinnvolle Ergänzung sein, wenn man sie realistisch und transparent angeht. Eine interessante Beobachtung war, dass die Dominanz von Partikularinteressen vor allem in reinen Internetverfahren stark ausgebildet ist. Offene Diskussionveranstaltungen sind eher geeignet das Gemeinwohlinteresse zu wahren. Aufschlussreich auch ein Evaluationsbericht über das Kölner Verfahren. Niels Taubert von der Uni Bielefeld ( www.uni-bielefeld.de/iwt/personen/taubert/) stellte die Ergebnisse vor.

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19. November 2012 1 19 /11 /November /2012 08:47

Bekanntlich wird das Jahr 2012 als Rekordjahr in die Geschichte eingehen. Noch nie waren die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden so hoch. Gleichwohl dreht sich die Schuldenschraube weiter. Auf kommunaler Ebene ist die Lage in Nordrhein-Westfalen  besonders bedrohlich. Auf über 24 Mrd. EUR sind alleine die sog. Kredite zur Liquiditätssicherung (Kassenkredite) angestiegen. Diese dienen nicht der Finanzierung von Investitionen sondern der Deckung laufender Ausgaben. Mit anderen Worten: Auch in diesem Jahr geben viele nordrhein-westfälische Kommunen für den laufenden Betrieb mehr Geld aus als sie einnehmen.

Daran hat bislang auch der sog. Stärkungspakt nicht geändert. Von den 34 Kommunen, die in der ersten Stufe pflichtgemäß daran teilnehmen, sind zur Zeit immer noch 7 ohne genehmigten Haushaltssanierungsplan. Das bedeutet, dass sie die zusätzlichen Landesmittel vorläufig nicht erhalten. Spannend wird es, wenn diese Kommunen endgültig nicht in der Lage sind, eine dem Gesetz entsprechende Planung vorzulegen. Für diesen Fall sieht das Gesetz zwingend die Einsetzung eines Staatskommissars (Beauftragten) vor, der dann anstelle des Rates und/oder der Verwaltung die notwendigen Entscheidungen zu treffen hat. In einigen Fällen könnte man den Eindruck gewinnen, dass diese konfliktbeladene Situation bewusst heraufbeschworen wird.

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31. Oktober 2012 3 31 /10 /Oktober /2012 22:02

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Vor Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern chinesischer Aufsichtsbehörden aus der Provinz Ningxia Hui, die den besonderen Status einer autonomen Region hat, hatte ich die Gelegenheit, die Grundzüge der Kommunalaufsicht in Nordrhein-Westfalen darzustellen. Veranstalter waren die Carl Duisberg Centren in Köln. Die Teilnehmer waren äußerst interessiert, fragten nach und stellten kritische Fragen. Diejenigen, die Englisch sprachen, nutzten auch die Pausen zu Nachfragen und Gesprächen. Ich könnte mir vorstellen, dass nicht nur die wirtschaftlichen Beziehungen zu China immer wichtiger werden, sondern auch der Austausch von Erfahrungen auf der Ebene der kommunalen und staatlichen Verwaltung an Bedeutung weiter zunehmen wird.

 

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8. Oktober 2012 1 08 /10 /Oktober /2012 16:47

Unter diesem Titel habe ich gerade einen neuen Flyer veröffentlicht. Er ist ein bisschen witzig und behandelt das Thema Ziele und Kennzahlen in der kommunalen Praxis. Ich werde den Flyer in den nächsten Tagen allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in NRW zusenden. Denn sie sollten sich als Führungskräfte auch mit Kennzahlen befassen, wenn sie strategisch steuern wollen. Bislang dienen Kennzahlen eher als schmückendendes Beiwerk. Der Flyer steht als pdf. auf meiner Website zum download bereit.

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5. Oktober 2012 5 05 /10 /Oktober /2012 10:30

Dass Kennzahlen in der kommunalen Praxis bislang keine große Rolle spielen, ist eines der wenig überraschenden Ergebnisse  einer neuen Bertelsmann Studie. Ein weitere überaus lapidare Erkenntnis ist die Tatsache, dass Kennzahlen nur dort genutzt werden, wo sie einen Nutzen bringen. Aus meiner Erfahrung widerspreche ich der Behauptung, dass Kommunalpolitik an Kennzahlen wenig interessiert ist. Insgesamt bietet die aufwändige Studie wenig Neues und kaum praktisch verwertbare Hinweise. Vielleicht liegt es daran, dass die kaum noch wirklich innovativ wirkende KGSt Ko-Herausgeber der Studie ist.

Die Studie kann kostenlos bezogen werden: alexandra.dordevic@bertelsmann-stiftung.de

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7. September 2012 5 07 /09 /September /2012 09:10

Die EZB hat sich zum unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen entschieden. Sie wird damit zu einer Art Bad Bank. Auch wenn sich unmittelbar die im Umlauf befindliche Geldmenge nicht erhöht, ist natürlich der Forderungsausfall vorprogrammiert. Und das hat die gleiche Wirkung wie die Erhöhung der Geldmenge. Aufatmen können nicht nur die hochverschuldeten Staaten sondern auch die Kommunen. Denn die Zinsen bleiben auf dem niedrigen Niveau. Die 20 Milliarden Kassenkredite nordrhein-westfälischer Kommunen (Kredite zur Liquiditätssicherung) müssen also nicht höher verzinst werden als bisher. Abgesehen davon hat sich die Lage in den Komunen wegen der guten Steuereinnahmen etwas entspannt. Das heißt aber nicht, dass auf breiter Front die Schulden zurückgeführt werden. Genau wie beim Bund wird lediglich der Schuldenanstieg gebremst. Erstmals dürften wegen der relativ günstige Beschäftigungslageauch die Sozialausgaben nicht steigen.

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22. August 2012 3 22 /08 /August /2012 12:33

Man mag es kaum glauben. Ein Berater aus Nordrhein-Westfalen hat sich den Begriff  "Wirkungsorientierter Haushalt" als Wortmarke unter Schutz stellen lassen.  Zumindest in einem Fall ist auch bereits eine kostenpflichtige Abmahnung anwaltlich verschickt worden. In einer durchaus renommierten Fachzeitschrift, in der ich gelegentlich auch selbst publiziere, ist nunmehr ein Artikel des Kollegen erschienen. In der Überschrift wird der Begriff mit dem  eingekreisten R-Zusatz benutzt. Abgesehen davon, dass in dem Artikel nicht eine einzige innovative Idee entwickel wird, scheint dem Kollegen vor allem daran gelegen zu sein, die Unterschutzstellung einem breiteren Publikum zu verkünden.

Nun wird der Begriff schon seit Jahren in dieser Form oder in Variationen (z. B. wirkungsorientierte Haushaltssteuerung, wirkungsorientierte Steuerung) benutzt und diskutiert. Zahlreiche Städte haben bereits Beratungsleistungen dazu ausgeschrieben und vergeben. Ich selbst habe in der Zeitschrift "der gemeinderat" vor mehr als einem Jahr dazu einen Artikel geschrieben:

Die Wirkungen im Blick – 10 Thesen zur wirkungsorientierten Steuerung mit Zielen und Kennzahlen, der gemeinderat 10/2011, S. 72 f.

Wie zu hören ist, stößt die Vorgehensweise des Kollegen in den Städten und Gemeinden auf wenig Verständnis. Gerade in der kommunalen Szene sind der offene Dialog und der Erfahrungsaustausch wichtige Elemente des Reformprozesses. Wer Ausschreibungen verliert und anschließend versucht, sich auf dem Rechtsweg quasi ein Beratungsmonopol bei künftigen Ausschreibungen zum Thema zu sichern, stellt sich selbst ins Abseits.

 

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